Das Affolter Modell
Bei dem Affolter Modell handelt es sich um ein neurophysiologisches Konzept, welches Menschen die aufgrund von Schädigungen des Zentralen Nervensystems unter Wahrnehmungsstörungen leiden (zum Beispiel bei Wachkoma Patienten). Das Affolter Konzept ist auch unter den Namen „St. Galler-Modell“ bzw. „Geführte Interaktionstherapie“ bekannt. Das Modell wurde 1978 von der Psychologin und Therapeutin Dr. phil. Félicie Affolter entwickelt. Der Kern des Affolter Modells ist das therapeutische Führen. Dabei wird der Körper des Betroffenen vom Therapeuten durch alltägliche Bewegungen geführt. Die Affolter Therapie zielt darauf ab, durch Organisation bzw. Reorganisation des Zentralen Nervensystems, eine Verbesserung der visuellen, akustischen, motorischen und kognitiven Wahrnehmungsstörungen zu bewirken. Außerdem soll das selbstständige Handeln der Betroffenen gefördert werden.
Das Affolter Modell wird sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen angewendet. Dabei spielt es keine Rolle ob die Wahrnehmungsstörungen angeboren sind oder beispielsweise durch einen Unfall erworben wurden. Die Betroffenen verlieren das eigene Körpergefühl und dementsprechend den Bezug zu der eigenen Umwelt. Dadurch können alltägliche Handlungsabläufe nicht ausgeführt werden. Hier setzt das Affolter Konzept an. Bei alltäglichen Bewegungen wird der Körper des Betroffenen geführt. So entsteht eine Beziehung zu seiner Umwelt. Es existieren keine einheitlichen Trainingsprogramme – alle Pläne werden speziell auf den jeweiligen Betroffenen zugeschnitten und konzipiert.
Das Affolter Konzept und seine Techniken des Führens
Beim Affolter Modell kann man die Techniken des Führens in drei Bestandteile gliedern. Das pflegerische Führen, das elementare Führen und das intermittierende Führen. Der Therapieverlauf orientiert sich an dem Alltag des Betroffenen und findet in seiner vertrauten Umgebung statt, damit alltagsrelevante Handlungen wie Waschen, Anziehen und Kochen geübt werden können. So macht der Betroffene Interaktionserfahrungen.
Der Therapeut unterstützt ihn bei der Informationssuche. Zum einen kann er bei Fragen nach dem „Wo bin ich?“ oder „Wo ist meine Umwelt“ helfen, zum anderen kann er Fragen zum generellen Ablauf klären „Was geschieht gerade?“. Sobald Erfolge im Lernprozess zu verzeichnen sind, zieht sich der Therapeut mehr und mehr aus seiner Führenden Rolle heraus und schreitet erst bei neu auftretenden Problemen helfend ein.
Die Affolter Therapie setzt auf eine bewusste Gestaltung der Umwelt
Beim Affolter Modell kommt der Umwelt des Betroffenen viel Bedeutung zu. Der Fokus liegt auf der Gestaltung dieser Umwelt. Beim Affolter Konzept geht man davon aus, dass man für die gespürte Interaktion auch eine spürbare Umgebung braucht, in der sich der Betroffene bewegen und die er wiedererkennen kann.
Die Umwelt muss so eingerichtet werden, dass sie im Verlauf der Therapie berührt und gefühlt werden kann. So kann das Gehirn Informationen sammeln und Rückschlüsse ziehen. Besonders Wachkomapatienten benötigen eine stabile Umwelt. Diese sollte so natürlich wie möglich sein, deshalb sollten fremde Gegenstände vermieden werden.